Colatio – 100 Jahre
Im Jahre 1992 hat das Kärntnerische Regionalmuseum die ständige Ausstellung »DIE ARCHÄOLOGIE IM SLOWENISCHEN KÄRNTEN« eröffnet. Von dem Landesmuseum Joanneum in Graz (Österreich) haben wir uns zu dieser Gelegenheit etwa ein Hundert archäologischer Fundstücke geliehen, die seiner Zeit durch Ausgrabungen in den Fundorten in der Umgebung von Slovenj Gradec entdeckt wurden und schon aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg in dem genannten Museum aufbewahrt worden sind. Schon zu jener Zeit sind nämlich alle bedeutendere archäologische Fundorte der Region entdeckt worden, so zum Beispiel die urgeschichtlichen Hügelgräber in dem Florjan Wald im Ort Legen, die Überreste der römischen Posthaltestelle und der Siedlung Colatio im Ort Stari trg bei Slovenj Gradec wie auch von dem etwas höher gelegenen spätrömischen und altslawischen Gräberfeld auf dem Fundort Puščava. Die ausgeliehenen Fundstücke sind nach drei Jahren zurück gegeben worden, aber unsere Sammlung hat sich mit den Jahren durch die neuentdeckten wertvollen kleineren Fundstücke vervollständigt aus den archäologischen Ausgrabungen, die das Kärntnerische Regionalmuseum selbst ausgeführt hat.
Anlässlich des 100. Jahrestages der Entdeckung der römischen Posthaltestelle und der Siedlung Colatio haben wir im Jahre 1999 und 2008 unsere ständige Ausstellung renoviert und dazu auch einen Führer durch die Sammlung ausgegeben.
Die Überblick durch die Geschichte der Archäologischen Forschungen
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts haben Baron Karl Czoernig sen. und Karl Fhr. von Hauser einige Hügelgräber im Ort Legen durchgegraben. Was sie gefunden haben, hat sich verloren. Den ersten Grundriss des Gräberfeldes hat im Jahre 1911 Paul Schlosser gemacht.
In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg hatte Dr. Hans Winkler, damals Notar in Slovenj Gradec, unter den Feldern vom Ort Stari trg die Ruinen der römischen Posthaltestelle und der Siedlung Colatio wie auch das Brandgräberfeld ihrer Bewohner entdeckt. Wissenschaftliche Bestätigung seiner Arbeit hatte der anerkannte Grazerarchäologe Dr. Walter Schmid besorgt wie auch die finanzielle Hilfe, als sich mit den Veröffentlichungen der Forschungsberichte die Akademie der Wissenschaften aus Wien beigeschlossen hatte. Die beiden Männer haben danach auch die Höhenburg Puščava mit den spätrömischen und altslawischen Gräbern erfolgreich abgeschlossen. Zahlreiche Ausgrabungsfunde haben sich nach Graz ins Museum Joanneum abgefahren.
Die grössten Verdienste, dass mindestens ein kleiner Teil der archäologischen Erbschaft zu Hause geblieben ist, hat sich Jakob Soklič erworben. Gleich nach seiner Ankunft in Slovenj Gradec im Jahre 1933, als er hier der Stadtpfarrer wurde, begann er die Vergangenheit der
Stadt zu studieren. Schon im Jahre 1937 hatte er im Stadtpfarrhaus das Soklič Museum gegründet, welchen ein Teil auch die archäologische Sammlung ist, reich mit den wertvollen Funden aus fast allen archäologischen Epochen. Archäologische Forschungen haben sich nach der beachtenden Entdeckungen vor allem auf die Topographische Studien beziehungsweise auf die Schutzausgrabungen begrenzt. Diese Aufgabe haben vor allem Stanko Pahič von dem Regionalmuseum in Maribor und Mira Strmčnik Gulič von der Anstalt für das Erhalten der kulturellen Erbschaft Slowenien in Maribor mit aller Eifrigkeit erledigt. Besonders Frau Strmčnik hat Verdienste dafür, dass wir in unserem Museum schliesslich selbständig mit der Entwicklung der archäologischen haben. Eine Sonderleistung der vorherigen Zusammenarbeit zwischen unserem Museum und der genannten Anstalt in Maribor war aber noch das im Jahre 1992 erfolgreich realisierte Projekt – die Aufstellung der ständigen archäologischen Sammlung »Die Archäologie im slowenischen Kärnten«.
Diese Aufstellung ist in vier umfangreichere Inhaltskomplexe von den ältesten Epochen in der chronologischen Reihenfolge unterteilt worden.
Die Urgeschichtliche Periode
Die Besiedlung der Höhle gennant Herkove peči in Vas auf dem Abhang des Berges Remšnik wurde durch einfache Werkzeuge aus den weissen quarzigen Kieselsteinen für den Zeitraum der letzten Eiszeit vor ungefähr 115 bis 70 Jahrtausenden bewiesen. Nach der Altersreihenfolge wird sie vor den Höhle Špehovka nad sotesko Huda luknja gefolgt. Hier sind die Fundstücke der Steinwerkzeuge wie auch der Speerknochenspitzen aus dem frühen jüngeren Paläolithikum vor ungefähr 30 bis 20 Jahrtausenden zu erwähnen. Aber diese Höhle ist vor allem nach dem Finden von zwei Bruchstücken der einreichigen Knochenharpunen bekannt, welche in den Zeitraum von dem Mesolithikum datiert worden sind. Zum Unterschied von den früheren Funden gehören sie damit schon dem Zeitraum unserer nächsten Vorgänger. In diesem ersten Komplex unserer Aufstellung werden noch Zufallsfunde der Steinwerkzeuge aus der Zeitspanne von der jüngeren Stein- bis zur Kupferzeit präsentiert, welche schon auf die ständige Besiedlung des Menschen weisen. Sie sind in den Tälern entlang der Flüsse (die Legenebene, die Orte Dovže, Stari trg, Trbonje) und in dem Hügelland (Brdinje, Podkraj, Zeleni breg) gefunden worden. Dieser Sammlungsteil wird durch die Auswahl der Austellungsgegenstände von dem Soklič Museum abgeschlossen wie auch durch Präsentation der älteren schon erwähnten Forschererzväter unserer uralten Vergangenheit: Winkler, Schmid, Soklič, zu welchen jedenfalls auch der Vater und Sohn Brodar gehören.
Der zweite abgeschlossene Inhaltskreis wird durch die freihändig erzeugten Tongeschirrfunde aus dem Ort Legen dargestellt. Diese Epoche der Eisenzeit bedeutet für unsere Orte eigentlich den Anfang der dauernden Besiedlung, welche durch die befestigten Höhenburgen in dem Becken von Slovenj Gradec (Gradišče auf Legen, Puščava über Stari trg) und in dem unteren Mežatal (Pigl über Ravne in Kärnten) nachgewiesen wird. Die Höhenburg Gradišče auf Legen gehört zusammen mit dem umfangreichen Hügelgrab, das sich vom Jahr zu Jahr mit den neuentdeckten Gräbern vermehrt, zu den führenden älteren eisenzeitlichen Fundstellen in Slowenien.
Die Zeit der Römer
Die Zeit der römischen Herrschaft in unserer Gegend wird am besten durch das regionale Zentrum Colatio dargestellt. Diese Siedlung an der bedeutenden Verkehrsader von Celeia nach Virunum hatte im Lauf ihres Bestehens von dem ersten bis zum fünften Jahrhundert sehr
verschiedene Entwicklungsintensitäten erlebt. Den ausserordentlichen Reichtum der archäologischen Erbschaft präsentieren die römischen Marmordenkmäler (ihre Zahl nähert sich schon der Ziffer 50) aus Zagrad bei Prevalje. Zu dieser Kategorie gehören die Überreste des römischen ländlichen Grundbesitzes im Dorf Zgornje Dovže. Hier sind aber auch noch die einzelnen Funde der römischen Grabdenkmäler zu erwähnen. Ihre Finder haben sie oft in die Kirchenwände eingebaut oder sie haben sie zu irgendwelchen Zwecken bei ihren privaten Bauarbeiten verwendet.
Die Altslawische Periode
Der Abschlussteil unserer Sammlung ist der ausserordentlich wichtigen und reichen Fundgrube Puščava über Stari trg gewidmet, wo unter den spätantiken Gräbern auch nicht weniger als 136 altslawische Gräber entdeckt wurden, die zum Kulturkreis von Köttlach gehören. Aus noch ein wenig älterem Zeitabschnitt stammen die Funde aus der Kirche von St. Georg im Dorf Legen (Sv. Jurij na Legnu), eine wahre archäologische Kostbarkeit erster Kategorie. Sie wurden bei der Renovierungsarbeiten des Innenraumes der Kirche in den Jahren 1993 und 1994 entdeckt. Metallschmuck wurde in 26 altslawische Gräbern gefunden, die aus dem neunten und zehnten Jahrhundert stammen. Das Gräberfeld erweitert sich auch ausser der Kirchenmauer auf dem noch unerforschten Grund. Diese Kirche ist der breiteren Öffentlichkeit aber vor allem wegen der Entdeckung des ältesten sakralen Objektes, welches noch aus der vorkarolingischen Zeit beziehungsweise aus der Epoche der Christianisierung der Alpenslawen stammt. Das einschiffige Kirchlein hatte eine eingetragene (rechteckig ummauerte) Apsis an der östlichen Seite un einen Vorraum (pronaos) an der westlichen Seite. Einmalig ist die Präsentation dieser Architekturüberreste mit den zugehörigen Gräbern unter einem prächtigen Glassfussboden, welcher möglichst echten kontakt zwischen den Besuchern auf einer Seite und eintausend Jahre alten Funden, liegenden noch immer »in situ« (auf der Stelle, wo und wie sie entdeckt wurden), auf anderer Seite ermöglicht.
Die Mittelalterliche Periode
Die ständige Aufstellung unserer Sammlung haben wir noch mit den Exponaten aus der mittelalterlichen Periode erweitert. Slovenj Gradec erwarb die Marktrechte im jahre 1251 und spätestens im Jahre 1267 auch schon die Stadtrechte. Mit der archäologischen Arbeitsmethode wurde das Bestehen der Stadtmauer im 14. Jahrhundert bewiesen. Eine ziemlich grosse Zahl der Funde wurde auch in dem heute verschütteten Wallgraben entdeckt, welcher die Stadt mindestens entlang des östlichen Teils der Stadmauer umfasste. Der Hauptteil dieser Fundstücke gehört in die Zeit von dem 14. bis zum 17. Jahrhundert. Die Stadtmauer und der Wallgraben wurden in der Zeit der Türkengefahr noch zusätzlich gestärkt und renoviert. Dabei hatten neben den Stadtbewohnern auch die Bauern aus Stadtumgebung durch die Kraft des besonderen kaiserlichen Erlasses helfen müssen. Unter den Funden werden als besonders bedeutend bezeichnet einige tonhaltige unglasierte Ofenkacheln, romanisches Töpfchen aus dem 13. Jahrhundert und ein Bruchstück der tonhaltigen Aplika aus der Ofenkachel, auf welchem ein reliefartig abgebildetes Gesicht eines jungen Mannes mit Kopfbedeckung von dem Jahr 1500 zu sehen ist.
Übersetzung: Franček Lasbaher